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Beitragsrückerstattung in der privaten Kranken­versicherung

Foto von Swantje Niemann
Zuletzt aktualisiert am

Das Wichtigste in Kürze

  • Erwirtschaftet ein Versicherungs­unternehmen Überschüsse, können Versicherungsnehmer der privaten Kranken­versicherung Betragsrückerstattungen erhalten.
  • Rückerstattung erhalten u.a. diejenigen, die ein Jahr lang keine Rechnung bei ihrer privaten Kranken­versicherung eingereicht haben.
  • Wie hoch die Beitragsrückerstattungen ausfallen, hängt vom Versicherungs­unternehmen ab – möglich sind bis zu 50 Prozent des Jahresbeitrags.
  • Wenn hohe Rückerstattungen zu erwarten sind, kann es sich lohnen, kleinere Rechnungen selbst zu bezahlen.

Das erwartet Sie hier

Wie die Beitragsrückerstattung in der privaten Kranken­versicherung funktioniert und wie sie Ihnen hilft, Geld zu sparen.

Inhalt dieser Seite
  1. Beitragsrückerstattung in der PKV
  2. Höhe der Beitragsrückzahlungen in der PKV
  3. Beitragsrückerstattung über die Steuer
  4. Beitragsrückerstattung bei Kündigung
  5. Fazit

Beitragsrückerstattung in der PKV

Beiträge zur privaten Kranken­versicherung werden dann zurückerstattet, wenn das Versicherungs­unternehmen Überschüsse erwirtschaftet, beispielsweise wenn die Kosten der privaten Kranken­versicherung niedriger ausfallen als ursprünglich angenommen. Diese Überschüsse werden daraufhin in Form einer „Rückstellung für Beitragsentlastungen“ (RfB) gesammelt. Die erwirtschaftete Summe können Versicherungen dann nutzen, um ihre Leistungen zu verbessern, ihre Beiträge anzupassen oder ein Teil des Geldes bar an ihre Kunden auszahlen.

Voraussetzungen für eine Beitragsrückerstattung

Rückerstattung erhalten u.a. diejenigen, die ein Jahr lang keine Rechnung bei ihrer privaten Kranken­versicherung eingereicht haben. Ausgenommen sind häufig Rechnungen für Vorsorgeuntersuchungen. Außerdem dürfen keine Beitragsrückstände bestehen.

Formen der Beitragsrückerstattung

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen einer erfolgsunabhängigen und einer erfolgsabhängigen Rückerstattung. Die jeweilige Form wird in den Vertragsbedingungen Ihres PKV-Tarifs festgehalten.

Erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung

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Die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung ist vom Geschäftsergebnis des Versicherers abhängig. Sie ist daher in ihrer Höhe vom Unternehmenserfolg abhängig.

Erfolgsunabhängige (garantierte) Beitragsrückerstattung

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Die erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung leistet, wenn der Versicherte in einem Jahr keine Leistungen in Anspruch genommen hat, sofern dies in den Vertragsbedingungen festgelegt wurde. Häufig wird diese Form der Beitragsrückerstattung auch als „garantierte“ Rückerstattung bezeichnet, da sie unabhängig vom Erfolg des Unternehmens ausgezahlt wird. Mittlerweile bieten aber nur noch wenige Versicherungs­unternehmen eine garantierte Beitragsrückerstattung an.

Nettoverzinsung in der PKV

Unter der Nettoverzinsung versteht man jene Verzinsung, welche die Versicherung innerhalb eines Geschäftsjahres durch seine Kapitalanlagen nach Abzug der Anlagekosten erzielt hat. Die Zinsergebnisse der privaten Kranken­versicherung führen dazu, dass der Versicherte einen niedrigeren Beitrag aufbringen muss, da die Zinsen wie Beiträge behandelt werden.

Beitragsrückerstattung – Wie viel zahlt die PKV zurück?

Wie hoch die Rückzahlungen ausfallen, hängt von der jeweiligen privaten Kranken­versicherung ab. Sie wird in jedem Geschäftsjahr neu beschlossen. So kann es vorkommen, dass Privatversicherte in einem Jahr sechs Monatsbeiträge zurückerstattet bekommen, in einem anderen Jahr hingegen nur die Beiträge für zwei Monate.

Manche Versicherer legen statt einer Anzahl an Monatsbeiträgen einen Prozentsatz fest. So bekommt man beispielsweise 15 Prozent seiner Jahresbeiträge zurück. Wiederum andere Versicherer gestalten ihre Tarife so, dass nur für bestimmte Bausteine der PKV eine Beitragsrückerstattung erfolgt. Die Beiträge werden immer für das vergangene Jahr rückerstattet.


Beispiel: So viel können Sie zurückerstattet bekommen

Monatlicher BeitragJahresbeitrag gesamtRückerstattung am Jahresende
120 €1.440 €360 €
350 €4.200 €1.050 €
600 €7.200 €1.800 €
In unserem Beispiel erstattet der Versicherer 3 Monatsprämien zurück. Dies ist nur eine hypothetische Aufstellung. Wie im Abschnitt darüber erwähnt, kommt die genaue Höhe auf das Versicherungs­unternehmen und seine Regelungen an.

Beitragsrückerstattungen steigen mit jedem Jahr ohne eingereichte Rechnungen

Wer über mehrere Jahre hinweg nur Vorsorgeleistungen in Anspruch nimmt, bekommt unter Umständen besonders viel Geld zurück. Bei einer Versicherung steigern sich die Rückerstattungen mit jedem Jahr ohne eingereichte Rechnungen um 5 Prozent. Maximal können Kunden 50 Prozent ihrer eingezahlten Versicherungsbeiträge zurückerhalten. Für einen Beispielkunden, der monatlich 500 Euro, also 6.000 Euro pro Jahr bezahlt, sieht das z.B. wie folgt aus:

  • 1. Jahr: Rückerstattung von 15% des Jahresbeitrags – 900 Euro
  • 2. Jahr: Rückerstattung von 20% des Jahresbeitrags – 1.200 Euro
  • 3. Jahr: Rückerstattung von 25% des Jahresbeitrags – 1.500 Euro
  • 4. Jahr: Rückerstattung von 30% des Jahresbeitrags – 1.800 Euro

So gehen Sie vor

  1. Wenn Sie innerhalb eines Versicherungsjahres zum Arzt gehen oder andere Behandlungen durchführen lassen, dann überlegen Sie, ob Sie die Kosten nicht einfach selbst tragen.
  2. Für den Versicherer gilt das Datum, an welchem die Behandlung stattfand oder Medikamente und Co. bestellt wurden.
  3. Haben Sie Rechnungen, die Behandlungen über zwei Jahre betreffen, dann können Sie in den meisten Fällen jene Leistung markieren, die nicht erstattet werden soll.
  4. Einmal im Jahr erhalten Sie von Ihrem PKV-Versicherer einen Bescheid, ob und in welcher Höhe Sie Beiträge rückerstattet bekommen.
  5. Die Rückerstattung bekommen Sie in der Regel auf Ihr Konto ausgezahlt.

PKV-Beitragsrückerstattung 2020

Wie viel die Versicherer an Beitragsrückerstattungen an ihre Versicherten zurückzahlen, ist oftmals öffentlich einsehbar. Im Folgenden finden Sie eine Übersicht über die Beitragsrückerstattungen einiger Anbieter im Jahr 2020.

AnbieterSumme der Rückerstattung Durchschnittliche Rückerstattung
Allianz 123,4 Millionen Euro30 – 50 Prozent des Jahresbeitrags
Debeka260 Millionen Euro2,5 Monatsbeiträge
Signal Iduna130 Millionen Euro2,5 Monatsbeiträge
Continentale130 Millionen EuroBis zu 6 Monatsbeiträgen
Barmenia63,5 Millionen EuroBis zu 3 Monatsbeiträgen
Inter 34,6 Millionen EuroBis zu 4 Monatsbeiträgen
Gothaer28,1 Millionen EuroBis zu 6 Monatsbeiträgen
Bei der Tabelle handelt es sich lediglich um eine Auswahl an Versicherungsanbietern.

Alle Anbieter der privaten Kranken­versicherung im Überblick

Beitragsrückerstattung über die Steuer

Die Beiträge zur privaten Kranken­versicherung kann man in der Steuererklärung als Sonderausgabe geltend machen. Allerdings müssen die Beitragsrückerstattungen in der Steuererklärung mit den Beitragszahlungen verrechnet werden. Das Finanzamt berücksichtigt bei der Einkommensteuer nämlich nur Versicherungsbeiträge mit denen der Versicherte auch endgültig belastet worden ist. Bei der Beitragsrückerstattung muss also bedacht werden, dass sie die Höhe der steuerlichen Absetzbarkeit verringert. Wie die Beiträge zur PKV in der Steuer behandelt werden, erfahren Sie hier:

Private Kranken­versicherung in der Steuer

PKV-Beitragsrückerstattung bei Kündigung

Wer seinen bestehenden PKV-Tarif kündigt oder das Versicherungs­unternehmen wechselt, verliert seinen Anspruch auf mögliche Beitragsrückerstattungen. Grund dafür ist, dass es sich bei Rückerstattungen um keine garantierte Leistung handelt, sondern selbige für jedes Jahr neu festgelegt werden. Eine Kündigung verwirkt damit die Beitragsrückerstattung für das aktuelle Jahr, auch anteilige Zahlungen sind nicht Bestandteil der allgemeinen Versicherungs­bedingungen! Bei einem PKV-Wechsel müssen Versicherungsnehmer dementsprechend wieder von vorne anfangen und neue erstattungsfreie Jahre für die Beitragsrückerstattung aufbauen.

Was Sie sonst noch bei einer Kündigung Ihrer privaten Kranken­versicherung beachten sollten, haben wir Ihnen hier zusammengefasst, inklusive einer Musterkündigung:

Kündigung der privaten Kranken­versicherung

Fazit

Hat man im Versicherungsjahr keine Rechnungen bei seinem privaten Kranken­versicherer eingereicht, kann man mit einer Beitragsrückerstattung rechnen.

Dies ist quasi die Belohnung der Versicherer an den Versicherten, dass Verwaltungskosten durch die Nicht-Bearbeitung von Rechnungen eingespart werden konnten und der PKV-Versicherer keine Leistungen auszahlen musste. Somit kann es sich durchaus lohnen, kleine Behandlungskosten bzw. niedrige Rechnungen selbst zu zahlen, ohne sie beim Versicherer einzureichen.


Die häufigsten Fragen zur Beitragsrückerstattung in der privaten Kranken­versicherung

Was ist eine Beitragsrückerstattung?

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Eine Beitragsrückerstattung ist in erster Linie eine erfolgsabhängige Rückzahlung von Versicherungsbeiträgen. Der Versicherungsnehmer wird quasi an den erwirtschafteten Überschüssen des Unternehmens beteiligt.

Wann lohnt sich eine Beitragsrückerstattung?

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Das Prinzip der Beitragsrückerstattung lohnt sich vor allem dann, wenn man im entsprechenden Jahr keine Rechnungen beim Versicherer eingereicht hat, das heißt keine Leistungen vom Versicherer in Anspruch genommen hat.

Wie funktioniert eine Beitragsrückerstattung?

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Wenn Versicherte keine Rechnungen beim PKV-Versicherer einreichen (entweder, weil keine Krankheits­kosten angefallen sind oder selbst beglichen wurden), dann muss der Versicherer keine „kleinen“ Fälle bearbeiten. Damit spart der Versicherer Verwaltungskosten. Als „Belohnung“ lässt er den Versicherungsnehmer am Erfolg des Unternehmens teilhaben und zahlt einen Teil seiner Beiträge aus den erwirtschafteten Überschüssen zurück.

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Katharina Burnus
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